Zurück aus Kalkutta ...
... nach sieben Wochen in dieser riesigen, oft chaotischen, lauten, ungemein farbigen und stets gastfreundlichen Stadt, mit vielen Besuchen und Gesprächen in den beiden Calcutta Rescue-Schulen und den anderen Projekten. Mit Karar, Soumitra und Shomir vom Governing Council, der Schulbeauftragten Monami und unserem neuen CEO, Jaydeep, bin ich im Calcutta Rescue-Jeep wochenlang unterwegs auf der Suche nach einem neuen Schulgebäude. Calcutta Rescue Deutschland hat als einen wesentlichen Förderungsschwerpunkt die Bildungsprojekte ausgewählt. Sie kommen Kindern aller Altersgruppen aus den Slums im Norden Kalkuttas zugute. Und zum dritten Mal versuche ich als ehemaliger Lehrer und Schulleiter die Schulen von Calcutta Rescue vor Ort zu unterstützen.
Die für Calcutta Rescue arbeitenden ÄrztInnen, ApothekerInnen, TherapeutInnen und LehrerInnen, Fachleute wie jene im Handarbeitsprojekt, dazu Verwaltungs- und Hilfskräfte sowie die vielen Volontäre aus Übersee leisten oft Bewundernswertes und tun das Beste für die zahllosen ihnen anvertrauten Slum-Bewohner und Straßenkinder. Im Januar nahm eine zweite mobile Ambulanz ihre Arbeit an verschiedenen Orten der Stadt auf, immer in Slums, und wurde dort sofort von vielen medizinisch Hilfebedürftigen belagert. Gestiftet hat sie die State Bank of India - ein Zeichen dafür, dass auch die vermögenden Eliten so allmählich ihre Verantwortung für die Hunderte von Millionen Armen in Indien erkennen.
Die beiden Schulen von Calcutta Rescue sind mit fast 700 Schülern restlos überfüllt und können gerade noch professionell arbeiten. Also suchen wir seit mittlerweile zwei Jahren nach einem Ersatz zumindest für due Schule Nr. 1. Nicht leicht bei der gegenwärtigen Immobilienblase in Kalkutta ein geeignetes - und für Calcutta Rescue finanzierbares - Gebäude zu finden. Vielleicht haben wir Glück: Mit der Unterstützung von Sister Cyril und anderen Mitgliedern des Governing Council könnte ein Grundstück im Norden der Stadt, das der Regierung von West Bengal gehört, unserer Organisation zur Verfügung gestellt werden - und das für 99 Jahre kostenlos. Dort wäre ein Schulgebäude kostengünstig zu errichten, das allen zeitgemäßen pädagogischen Anforderungen zugunsten unserer Schüler gerecht werden könnte. Hugh Nettelfield, ein pensionierter Architekt des britischen Calcutta Rescue Fördervereins, und ich haben das Gelände mehrfach besucht und erste Grundrisse für Unterrichtsräume, Küche und Mensa, Erste-Hilfe-Zimmer, Waschräume, Bibliothek, Lehrerzimmer und Sekretariat skizziert. Es gäbe sogar Platz für einen kleinen Schulhof! Ja, die Unterrichtenden mit den ihnen anvertrauten Slum- und Straßenkindern hätten hier erheblich bessere Bedingungen als bislang für das Leben und Lernen bei Calcutta Rescue.
Mit viel Glück wird Calcutta Rescue im Laufe dieses Jahres die vielen notwendigen Dokumente für die Nutzung dieses Grundstücks erhalten.
Drücken wir alle dafür die Daumen!
von Wolfgang Köhler