Physiotherapie in der Nimtala Ambulanz
Viele Jahre fuhr die mobile Straßenambulanz wöchentlich in den Stadtteil Nimtala bis Calcutta Rescue einen festen Raum für eine kontinuierliche Patientenversorgung fand. Seit 2015 behandelt das Team unter beengten Bedingungen zwischen einer Bahngleise und einer Straße gelegen, Bedürftige an sechs Tagen in der Woche. Viele der Patienten sind Bettler und gänzlich obdachlos, regelmäßig tauchen Menschen mit tiefen und großflächig entzündeten Wunden auf, bei denen man sich wundert, dass sie noch heilen.
Die Idee auch dort Physiotherapie anzubieten war erst einmal eine ganz kleine, ist doch jeder Quadratzentimeter dort bereits belegt. Die Idee wurde größer als wir die Erlaubnis erhielten an einem Morgen für 2 Stunden einen angrenzenden Raum nutzen zu dürfen, welcher der Stadt gehört. Ab 11 Uhr vormittags findet dort eine Schülerbetreuung statt, vorher können wir hinein.
Sind es nicht oft die kleinen Dinge, die den Unterschied machen und sind nicht 2 Stunden, in denen 4 oder 5 Patienten behandelt werden können – Patienten, für die eine Behandlung eine wirkliche Veränderung ihrer Erkrankung oder Schmerzen bewirken kann – nicht doch sogar echt riesig groß?
Mit Hilfe des Schweizer Fördervereins Stiftung Calcutta Rescue haben wir das nun in die Tat umgesetzt. Die Stiftung hat eine wundervolle mobile Behandlungsbank finanziert, mit der nun schon an zwei Donnerstagen Physiotherapie stattfinden konnte.
Dhanjay Mahato hatte vor 16 Monaten den Oberschenkelknochen gebrochen, eine notwendige Operation wurde abgelehnt, wir wissen nicht warum. Vergangene Woche in der ersten Behandlung ertastete ich, dass sein Oberschenkelhals nicht mehr in der richtigen Position steht und das Röntgenbild zeigte, dass der Halsbereich in der Knochenmasse zusammengesunken ist.
Er hat Schmerzen beim Auftreten, geht aber ganz aufrecht an seinem Walker. Seine Gelenkbeweglichkeit ist erstaunlich gut, seine Muskulatur flexibel. Ich habe mir einige Triggerpunkte vorgenommen und sein Gelenk dreidimensional mobilisiert, was ihm eine sofortige Schmerzlinderung brachte. Diese Woche werde ich ihm einen neuen Walker mitbringen, mit dem alten ist er vor wenigen Tagen gestürzt, was einige verkrustete Wunden in seinem Gesicht bezeugten.
Man könnte nachträglich über eine Operation nachdenken, was wir auch diskutierten, aber die Gefahr, dass er danach deutlich schlechter dran ist, ist in meinen Augen zu groß. Schauen wir erst einmal was die Physiotherapie bewirken kann.
Archana Ghoshal ist körperlich ganz rigide durch einen Parkinson, der alle ihre Bewegungen verlangsamt und vergröbert, das Gehen weniger gut koordiniert und ihre Hände zittern lässt. Bisher ging sie einmal im Monat zur Physiotherapie in die Talapark Ambulanz, was für sie ein weiter Weg ist. Nun können wir sie öfter sehen und sie dadurch besser unterstützen.
Zwei unserer ersten Patienten. Es ist alles sehr eng, zusammen mit der Behandlungsbank passen wir alle gerade so in den Raum hinein. Der Patient, ein Mitarbeiter als mein Übersetzer und ich, die Therapeutin. Alle müssen wir aufpassen, dass unsere Hände beim Arme hochheben nicht in den Ventilator geraten, der Raum ist nicht der Höchste.
Es ist eine echte Herausforderung und doch so viel besser als gar nicht!!
Das Team der Nimtala Ambulanz ist sehr stolz, Physiotherapie anbieten zu können und hilft in allem was geht, darauf ist großer Verlass. Und ich bin nach vielen Wochen Planung auch stolz, dass wir es verwirklichen.
Alexandra Heinrich (Physiotherapeutin)